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Hier eine kleine Kostprobe:
Kalt pfiff der eisige Wind um das kleine Häuschen am Waldrand. Tief verschneit stand es einsam und still unter den mächtigen Bäumen. Nichts war mehr von dem Leben, das es im Sommer erfüllte geblieben. Das Lachen der Kinder war verstummt. Wieder war der alte Hannes mit seinen Tieren alleine. Traurig dachte er an die vergangene Zeit, als André, Petra und Klaus, seine Enkelkinder, bei ihm die Sommerferien verbrachten. Wieder und immer wieder sah er vor seinen Augen die lachenden Gesichter der Drei. Wie schwer war es ihnen gefallen von einander Abschied zu nehmen, als die Ferien zu Ende waren. Wussten sie doch, dass es fast ein ganzes Jahr dauern würde, bis sie sich wieder sehen konnten. Die Kinder wohnten mit ihren Eltern in einer weit entfernten Stadt und nur in den großen Ferien konnten sie den Großvater besuchen. Der alte Hannes lebte seit vielen Jahren alleine hier draußen am Waldrand. Schon vor langem war seine Frau gestorben. Jetzt war er sehr oft einsam. Sein Sohn Frank hatte ihm oft vorgeschlagen, mit ihm und seiner Familie in der Stadt zu wohnen. Doch der alte Hannes brachte es nicht über das Herz sein kleines Häuschen zu verlassen, auch wenn er oft darüber nachdachte, wie schön es sein könnte mit den Kindern das Weihnachtsfest gemeinsam zu verbringen. So saß der alte Mann am warmen Ofen und wiegte sich in Gedanken versunken in seinem alten Schaukelstuhl. Auf seinem Schoß schnurrte friedlich der alte Kater Max und zu seinen Füßen lag der treue Hund Bastie. Viele Jahre teilten die Beiden schon die Abgeschiedenheit der Hütte mit ihrem Herrn. „Ach mein guter alter Max. Gut, dass ich wenigstens euch beide habe“, sprach er zu dem Kater. Liebevoll strich er dabei über das vom Alter strubblig gewordenen Fell des Tieres. Bastie, der geschlafen hatte, hob den Kopf und sah zu seinem Herrn. Der Hund spitzte die Ohren, dann sprang er plötzlich auf und lief aufgeregt zur Tür. Winselnd blieb er davor stehen und kratzte mit der Pfote am Holz. „Was ist los mit dir Bastie? Du hast wohl ein Tier draußen gehört. Komm lieber wieder her zum warmen Ofen. Bei der Kälte brauchst du nicht da hinaus“, sagte Hannes. Lächelnd sah er zu seinem Hund. Doch Bastie wurde immer aufgeregter und fing an zu bellen. Mühsam stand Hannes von seinem Stuhl auf und ging zu ihm. „Was hast du heute nur? Wenn du unbedingt willst, dann lass ich dich eben nach draußen. Aber beschwere dich dann nicht, wenn du nachher wieder ganz durchgefroren bist.“ Hannes streichelte den Hund, doch dieser ließ nicht ab an der Tür zu kratzen. Schließlich schob Hannes den Riegel zurück und öffnete sie. Ein eisiger Wind blies in die Hütte. Der Hund schüttelte sich und fing laut an zu bellen. „Du bist mir vielleicht ein Verrückter. Erst willst du unbedingt nach draußen, und nun bellst du den kalten Wind an. Entscheide dich, ich habe keine Lust die ganze schöne Wärme nach draußen zu lassen.“ Hannes wollte gerade die Tür wieder schließen, als er das Brummen eines näher kommenden Autos hörte. Erstaunt mühte er sich draußen etwas zu erkennen. Bastie wurde ständig aufgeregter. Immer wieder lief er vor der geöffneten Tür hin und her. Schließlich fing er wieder laut an zu bellen. „Was ist nur heute los? Wer kommt denn bei diesem Wetter zu uns? Jetzt verstehe ich auch, warum du so verrückt bist.“ Beruhigend streichelte Hannes den Kopf des Hundes, dann trat er vor die Tür. Das Auto kam schnell näher. Gut, dass erst vor einer Stunde der Schneepflug den Weg zu seiner Hütte geräumt hatte. Hannes war erstaunt, als er den Wagen erkannte. Aber das konnte doch nicht möglich sein. Es war das Auto seines Sohnes und im Inneren erkannte er seine Enkelkinder. André, Petra und Klaus winkten ihm aufgeregt zu. Sie hüpften auf ihren Sitzen hin und her. Und als das Auto endlich zum stehen kam, sprangen sie schnell heraus und umringten den alten Mann. „Großvater, Großvater stell dir vor, wir sollen bei dir wohnen!“ Hannes Sohn trat schnell zu den Vieren. „Überfallt den Opa doch nicht so. Lasst uns erst einmal ins warme Haus gehen, wo ich in Ruhe mit ihm reden kann.“ Er fasste Petra und Klaus bei den Händen und zog sie ins Haus. Auch André und Hannes gingen hinein. Alle setzten sich an den Tisch. „Ich mache euch erst einmal einen warmen Kakao. Bei der Kälte da draußen müsst ihr ja ganz durchfroren sein.“ Hannes konnte sich nicht vorstellen, dass im Inneren eines Autos angenehme Temperaturen herrschen könnten. Er selber hatte nie in seinem langen Leben einen Wagen besessen. Hier draußen im Wald brauchte er ihn nicht. Bis ins Dorf war es zwar ein weiter Weg, aber einmal jede Woche kam der Krämer mit einem Wagen vorbei und brachte Hannes alles was er die Woche über zum leben brauchte. Manchmal nahm er ihn auch mit in den Ort, wenn er geschäftlich auf der Bank zu tun hatte, oder einen Termin wahrnehmen musste. „Ihr glaubt ja gar nicht, was für eine riesige Überraschung euer Besuch für mich ist. Ich freue mich so sehr darüber.“ Hannes lächelte die Kinder an. Dann ging er hinüber zu dem alten verrußten Herd. Zu seinem Sohn sprach er: „Du kannst mir dabei ja erzählen, was euch zu dieser Jahreszeit zu mir treibt.“ Hannes setzte einen Topf auf den Herd und schüttete Milch hinein. „Ach Vater“, begann Frank und rutschte dabei nervös auf seinem Platz hin und her. „Du weißt doch, wie lange sich Maren schon einen Kreuzfahrturlaub wünscht und jetzt hat es sich ergeben, dass mich meine Firma für zwölf Monate nach Amerika schickt. Diese Reise können wir über die Feiertage für einen Urlaub nutzen. Wir möchten gerne mit einem Schiff in die Staaten fahren. Doch leider können wir auf diese Fahrt die Kinder nicht mitnehmen. Da wir erst eine Wohnung drüben suchen müssen, wollten wir die Kinder im Januar mit dem Flieger nachholen. Maren und ich haben uns gedacht, dass die Drei die Feiertage bei dir verbringen könnten. Ich meine Vater, wenn es dir recht ist.“ Er sah zu seinem Vater, der gerade fünf Tassen mit duftendem heißem Kakao füllte. „Aber Junge, das ist doch keine Frage. Du weißt doch, wie gerne ich die Kinder bei mir habe. Natürlich können sie bleiben.“ Hannes reichte Frank eine Tasse. „Aber wie sollen die Kinder dann zum Flughafen kommen?“ „Mach dir darüber keine Sorgen Vater. Dafür habe ich schon gesorgt. Ein Kollege, du hast ihn schon einmal kennen gelernt, wird sie dann am fünften Januar abholen und sich um alles Weitere kümmern. Ich hätte dir ja gerne schon früher Bescheid gegeben, aber die Reise ergab sich ganz plötzlich. Ich bin so froh, dass du die Kinder nimmst, schließlich werden wir ja erst in einem Jahr wieder da sein und du hättest sie dadurch nicht wie immer im Sommer.“ Vorsichtig trank er von dem süßen Kakao der verführerisch in seiner Tasse duftete. Nachdem er sie zur Hälfte geleert hatte, stellte er sie auf den Tisch, dann sprach er zu seinen Kindern: „Ich hoffe, dass ihr dem Opa keinen Ärger macht und schön auf das, was er euch sagt, hört. Ich kann mich doch auf euch verlassen Kinder?“ André, der Älteste von den Dreien, er war schon vierzehn Jahre, sah zu seinem Vater. „Du kannst dich auf uns verlassen. Ich werde mich schon um die Kleinen kümmern. Das habe ich doch Mama versprochen.“ Petra und Klaus grinsten in ihre Tassen hinein. Stellte sich André wirklich vor, dass sie taten, was er sagte? Freilich ihren Großvater wollten sie nicht ärgern, aber es ging doch nicht an, dass sie nach Andrés Pfeife tanzten. Das konnten ja dann schöne Tage werden, wenn ihr großer Bruder sie nur herumkommandieren sollte. Um ihren Vater aber zu beruhigen, sagten sie: „Mach dir keine Sorgen, wir werden schon ganz lieb sein.“ Klaus sah verschmitzt zu seiner Zwillingsschwester. Die Beiden waren mit ihren zehn Jahren manchmal richtige kleine Teufel, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihren Bruder zu ärgern. Nachdem ihr Vater seinen Kakao ausgetrunken hatte, begann er die Sachen der Kinder aus dem Auto zu räumen. Hannes half ihm dabei, und so konnte Frank noch einmal von den Kindern unbemerkt mit seinem Vater reden. Er drückte Hannes einen kleinen Koffer in die Hand und sprach: „Hier sind die Weihnachtsgeschenke für die Kinder drin. Verstecke sie gut, damit sie die Sachen nicht vorher finden und sich die ganze Überraschung schon vor dem Heiligabend verderben.“ Doch so unbeobachtet wie sie glaubten, waren die Männer nicht. Der pfiffige Klaus hatte alles mit angehört und behielt nun den Koffer genau im Auge, um auch ja nicht zu verpassen, wo ihn sein Großvater verstecken würde. Nachdem alle Gepäckstücke aus dem Auto im Haus waren machte sich Frank daran den Rückweg anzutreten. Er wollte noch vor dem Dunkelwerden die Autobahn erreichen. Fest umarmte er zum Abschied die Kinder und reicht seinem Vater die Hand. „Ich habe dem Krämer Bescheid gesagt, dass er dir genügend Vorräte vorbeibringt. Ich werde dir schreiben, sobald wir in New York angekommen sind. So, ich mache mich jetzt auf den Weg. Du weißt ja, dass ich nicht gerne im Dunkeln fahre und bei dem Wetter heute.“ Mit diesen Worten drehte er sich zur Tür. Während er sie öffnete, wendete er sich noch einmal zu den Kindern um. „Denkt daran, was ihr mir versprochen habt. Ich verlasse mich auf euch.“ Dann ging er. Hannes und die Kinder standen noch einen Moment in der Tür und sahen dem sich entfernenden Wagen nach, aber schon nach ein paar Augenblicken trieb sie die eisige Kälte in das Haus zurück. Hannes trug die Koffer in die Kammer, die sich gleich an das Wohnzimmer anschloss. Die Kinder begannen sich mit ihren Sachen zu beschäftigen. Petra spielte mit ihren Puppen, André begann in einem Buch zu lesen und Klaus fing an in seinem Comic zu blättern. Hannes wartete auf einen unbeobachteten Moment um den Koffer mit den Weihnachtsgeschenken zu verstecken. Er ging die Treppe hinauf in seine Kammer. Doch wenn er dachte, dass keines der Kinder etwas davon mitbekam, so täuschte er sich. Klaus hatte die ganze Zeit den Koffer im Blick behalten. Um keinen Preis der Welt wollte er versäumen, das Versteck der Geschenke herauszubekommen. Schnell sah er zu seinen Geschwistern und versicherte sich, dass sie nicht merkten, dass er dem Großvater nachging. Wachsam folgte er Hannes. Er musste sehr vorsichtig sein, um lautlos über die knarrende alte Stiege, die zu dem oberen Zimmer führte, zu schleichen. Sein Großvater war zwar schon alt, aber er hatte noch sehr gute Ohren. Als Hannes die letzte Stufe erreicht hatte und durch die Tür zur Kammer verschwunden war, sprang Klaus hastig und fast ohne einen Laut der Treppe hinauf. Er war selbst überrascht, dass er es ohne ein verräterisches Knarren schaffte. Vorsichtig lugte er durch die einen Spalt weit geöffnete Tür. Er konnte nicht viel vom Raum überblicken, aber es reichte um zu sehen, dass sein Großvater sich an dem alten Schrank zu schaffen machte. Sachte öffnete er die Tür soweit, dass er durch den Spalt schlüpfen konnte. Schnell rutschte er unter das große Bett, welches direkt neben der Tür stand. Alles was ihm jetzt noch zu tun blieb, war abzuwarten, bis sein Großvater wieder die Kammer verlassen würde. Er war aufgeregt. Sein Herz schlug so laut, dass es ihm schien, als wenn der ganze Raum wie unter einem Trommelhagel schallte, als wenn jeder Schlag wie die Glocken der Dorfkirche dröhnte. Der Staub unter dem Bett kitzelte ihn in der Nase. Klaus hatte große Mühe, dem heftigen Verlangen, zu niesen, Herr zu werden. Ihm schien es wie eine Ewigkeit. Jeder Augenblick zog sich endlos in die Länge. Ungeduldig wartete er darauf, dass sein Großvater endlich die Kammer verließ und wieder nach unten ging. Seine Ungeduld und Neugierde wuchsen ins unermessliche. Wie lange sollte er hier unter dem Bett noch liegen müssen, ehe er endlich den ersehnten Blick in den Koffer mit den Weihnachtsgeschenken werfen konnte? Mit jedem Atemzug hatte er mehr und mehr Mühe sein Niesen zu unterdrücken. Der kleinste Laut konnte doch zum Scheitern seines Planes führen. Klaus wusste, dass sein Großvater sehr von ihm enttäuscht sein würde, wenn er ihn jetzt hier entdeckte. Hannes war ein sehr gutmütiger Mann, aber wenn eines der Kinder unehrlich zu ihm war, konnte er sehr unangenehm werden. Klaus hatte das Gefühl schon Stunden hier unter dem Bett zu liegen. Immer wieder versuchte er darunter hervor zu schauen, aber alles was er sah, waren die Füße seines Großvaters. Was tat er nur an dem alten Schrank? So lange konnte es doch gar nicht dauern, einen einfachen Koffer hineinzustellen. Wozu gab er sich nur solche Mühe, ihn zu verstecken? Großvater wusste doch, dass er den Kindern verboten hatte an den Schrank zu gehen, in ihn hineinzuschauen. Schon im Sommer hatte es Klaus immer in den Fingern gejuckt, einen, wenn auch nur flüchtigen Blick in den Schrank zu werfen. Immer und immer wieder war er um den Schrank geschlichen. Was mochte er wohl für ein Geheimnis bewahren, von dem die Kinder nichts erfahren sollten? ...
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