Sonntag, 3. Januar 2010

 

Maerchen

Im letzten Jahr ist ein Märchenbuch erschienen mit einem Märchen von mir. Das Buch heißt “Zauberhafte Herzen” und ist im Sperlingverlag erschienen. Es hat die ISBN 978-3-942104-00-5. In dem Buch sind viele schöne Märchen zu lesen. Hier ist mein Märchen zum rein schnuppern.

p001_1_01Bastian, der Bursche mit dem reinen Herzen

Es war einmal in einem fernen Land ein junger Bursche namens Bastian. Er war nicht reich, aber dafür glücklich. Er lebte mit seinen Eltern in einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Tag ein Tag aus arbeitete er mit dem Vater auf dem Feld während seine Mutter den Haushalt versorgte. Abends kamen die beiden Männer müde von ihrem Tagewerk nach Hause und ließen sich das Essen, welches die Mutter gekocht hatte, schmecken. Dann redeten die Drei noch eine Weile über den Tag, bis sie schließlich müde in ihre Betten gingen. So war es jeden Tag und die drei waren glücklich und ohne Sorgen. Wenn Bastian Zeit hatte, eilte er zum anderen Ende des Dorfes, wo seine Angebetete, Anne-Marie, wohnte. Für Bastian war sie das schönste Mädchen. Alle seine Gedanke und Träume waren bei ihr. Im Herbst wollten sie heiraten, darum
arbeitete Bastian mit aller Kraft und voller Fleiß auf dem Feld. Nach der Ernte sollten sie genug Geld haben, um die Hochzeit zu feiern.
Doch eines Tages, als wieder die Sonne am Himmel aufging, stand der Vater nicht auf. Er war krank und konnte nicht mit Bastian auf das Feld gehen.
„Geh du alleine. Ich werde heute bei deiner Mutter bleiben und mich ausruhen.“
Dem Jungen blieb nichts anderes übrig, als alleine auf das Feld zu gehen und es zu pflügen. Als gegen Mittag die Sonne am höchsten stand, setzte er sich in den Schatten eines alten Baumes und begann sein Brot zu essen. Schweiß lief ihm über die Stirn und am Rücken hinab. Er nahm seine Flasche und trank von dem frischen, kühlen Wasser. Dann schloss er für einen Moment die Augen und dachte an seine Braut, Anne-Marie.
Plötzlich wurde er von einem Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Der Bursche öffnete die Augen und sah sich aufmerksam um. Nicht weit von ihm sah er ein altes Mütterlein sitzen, das bitterlich weinte. Bastian stand von seinem Platz auf und trat zu dem Mütterchen.
„Was ist mit dir?“, fragte er.
„Ach, es ist so schrecklich. Mein armes Töchterchen ist von einem Drachen entführt worden. Wenn es doch nur einen mutigen Burschen geben würde, der sie rettet.“ Die Frau sah ihn aus ihren mit Tränen verschleierten Augen an.
„Ich werde eure Tochter retten.“, sagte Bastian ohne lange zu überlegen. Die Alte tat ihm leid.
„Oh, würdet ihr das für mich tun? Das wäre so schön. Ich danke euch, Jüngling.“ Das alte Mütterchen sah den Burschen mit hoffnungsvollem Blick an. „Ich gebe dir diesen Ring. Es ist ein Zauberring und er kann dir drei Wünsche erfüllen. Aber benutze ihn mit Bedacht. Vergiss nicht, nur drei Wünsche. Du musst ihn nur an deinem Finger drehen und sagen was du dir wünschst.“
Bastian nahm den Ring von der Alten und steckte ihn sich an seinen Finger.
„Aber wo finde ich den Drachen?“, fragte er die Frau.
„Gehe drei Tagesreisen nach Süden und du kommst an einen großen Fluss. Folge dem großen Fluss Richtung Süden, bis an seine Quelle. Er entspringt in einem fernen Gebirge, dort findest du eine Höhle, wo der böse Drache lebt. Er hat mein armes Töchterlein in seine Höhle verschleppt. Bitte rette sie und bring sie mir her. Ich werde hier auf dich warten.“ Eindringlich wiederholte die Alte ihre Bitte. Schnell machte Bastian sich auf nach Hause zu seinen Eltern und erzählte ihnen von der merkwürdigen Begebenheit am Feld. Seine Mutter packte ihm einen Beutel mit
Essen und dann verabschiedete sich der Junge von seinen Eltern, auch von seiner Braut und machte sich auf den Weg.
Als er schon aus dem Dorf war, sah Bastian den Ring an. „Es ist ein langer Weg", dachte er, "bis ich zum Drachen komme, frisst er schon das arme Mädchen. Ich komme zu spät.“ Er hob die Hand und betrachtete den Ring. Er glänzte golden und hatte ein Muster, das aussah wie eine Schlange. Bastian schloss die Augen, drehte an dem Ring und murmelte leise. „Bring mich zur Drachenhöhle!“ Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da stand er schon vor der Drachenhöhle. Vorsichtig ging Bastian hinein. In der Höhle war es dunkel. So lief er weiter und weiter, bis sich zwei Stollen vor ihm auftaten. Welchen Weg sollte er nun nehmen? Nach kurzem Überlegen nahm er den rechten Gang. Er war breiter als der Linke und Bastian dachte sich, dass durch diesen wohl eher ein großer Drache passen würde.
Der Gang führte tief in den Berg hinein. Die Luft roch nach Feuer und Schwefel. Immer wieder musste der Junge über Felsbrocken, die aus der Decke gebrochen waren, steigen. Dann endlich tat sich vor ihm eine große Höhle auf. Vorsichtig betrat der Junge sie und sah sich aufmerksam um. Von dem Drachen war nichts zu sehen. Die Höhle war groß. Von der Decke hingen viele Tropfsteine herab. Manche waren so lang, dass sie den Boden berührten. In der Mitte brannte ein Feuer und ein Mädchen saß auf einem Stein, die junge Frau war dort angekettet und weinte. Der Bursche ging schnell zu ihr.
„Weine nicht mehr. Ich bin gekommen um dich zu retten.“ Sanft streichelte er dem Mädchen über das blonde Haar. Erschrocken sah das Mädchen zu ihm auf.
„Wer bist du? Wie bist du hier herein gekommen?“
„Ich bin Bastian. Deine Mutter schickt mich, dich von dem Drachen zu befreien.“
„Na endlich kommt jemand um mich zu retten. Erst hat mich eine alte Hexe von meinen Eltern entführt, dann hat mich der Drache gefangen genommen. Der Drache hat mich mit einer magischen Kette gefesselt. Nur ein Jüngling mit einem reinen Herzen kann sie zerbrechen.“ Sie wies mit der Hand auf eine dünne Kette, die um ihren Fuß geschlungen war.
„Dann lass es mich versuchen“, sprach Bastian und ohne lange nachzudenken, riss er an der Kette. Aber sie hielt stand. So sehr er auch zog. Die Jungfrau belehrte ihn.
„Ein magisches Schwert brauchst du um diese Kette zu zerschlagen.“
Bastian fiel wieder sein Zauberring ein. Schnell drehte er ihn um seinen Finger, dabei wünschte er sich ein Schwert. Und wie durch Zauberhand lag plötzlich ein großes starkes Schwert vor ihm auf dem Boden. Bastian bückte sich und hob es auf. Obwohl das Schwert riesig und schwer aussah, konnte Bastian es leicht heben. Er hob das magische Schwert mit beiden Händen über den Kopf und ließ es auf die Kette hinunterfahren. Als die scharfe Klinge die Kette berührte, verschwand diese und das Mädchen war frei.
„Komm, lass uns von hier verschwinden bevor der Drache wieder kommt“, sagte es zu Bastian. Schnell machten sich die Beiden auf den Weg die Höhle zu verlassen.
Es dauerte nicht lange und die Beiden hatten den Ausgang aus der unterirdischen Welt des Drachen erreicht. Als sie sich schon in Sicherheit wähnten hörten sie ein Rauschen und Tosen. Dann sahen sie, was das Geräusch verursachte. Ein riesiger Drache senkte sich auf sie nieder. Er spie Feuer nach den Beiden und stürzte mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit auf sie zu. Erschrocken blieben die Beiden stehen und duckten sich unter dem Feuer. Dann landete der Drache genau vor ihnen und fauchte.
„Sie gehört mir!“
Und wieder spie er eine mächtige Feuerwalze über die Köpfe der beiden hinweg. Mutig trat Bastian einen Schritt auf den Drachen zu und erhob drohend sein Schwert. Der Drache schlug mit seiner mächtigen Pranke dagegen. Aber das Schwert drang tief in seine Pfote ein. Schmerzerfüllt schrie der Drache auf und versuchte nach dem Jüngling zu schnappen. Aber Bastian wich seinem Kopf aus und schlug mit dem Schwert gegen seinen mächtigen Schädel. Das Schwert drang in sein Haupt ein und der Drache fiel sterbend nieder.
„Komm schnell weg von hier!“, rief das Mädchen, „bring mich zu meinen Eltern ins Königsschloss!“
„Königsschloss? Aber deine Mutter sieht wie eine arme, alte Frau aus. Sie wartet auf dich am Feldrand.“
Das Mädchen erzählte ihm, dass sie eine Prinzessin sei, vor zwei Wochen wurde sie von einer alten Hexe entführt, aber dann hatte der Drache sie gefangen genommen. Da wurde Bastian klar, dass die alte Frau eine Hexe war. Die Prinzessin erzählte auch, dass das Königreich ihrer Eltern weit von hier entfernt sei. Als sie ihre Erzählung beendet hatte, schaute ihr Bastian fest in die Augen. „Ich habe einen Zauberring. Mit seiner Hilfe werden wir schon das Königschloss erreichen.“ Schnell drehte er den Zauberring wieder an seinem Finger. Dabei wünschte er sich, dass sie im Königsschloss sein sollten. Die Gegend um die Beiden herum verschwamm. Ein dichter Nebel stieg auf und als sich der Nebel wieder legte, standen sie im Hofe eines schönen Schlosses.
Die Prinzessin und Bastian sahen das Königspaar. Der König und die Königin nahmen ihre Tochter fest in die Arme. Die Prinzessin erzählte ihnen alles was mit ihr geschehen war und wie Bastian sie befreit hatte.
„Du bist wahrlich ein tapferer Bursche, mit reinem Herzen“, sprach der König. „Als Dank für die Rettung meiner Tochter wirst du sie heiraten und an meiner Seite das Königsreich regieren.“
„Ich bedanke mich für die Ehre, die Sie mir erweisen“, entgegnete Bastian. „Aber ich kann nicht die Prinzessin heiraten, da ich schon eine Braut habe. Ich habe mein Versprechen Anne-Marie, die ich sehr liebe, gegeben.“
Das mochte die Prinzessin nun gar nicht hören. „Wie kannst du es wagen, mich, die Prinzessin, abzuweisen! In den Kerker mit ihm!“
Nun war es am König, beschwichtigende Worte zu sprechen.
„Nein, meine teure Tochter, wir werden deinen Retter nicht bestrafen. Wenn jemand ein reines Herz hat, ist dieses Herz auch ein treues Herz.“
Er gab Bastian ein schönes Pferd und einen Sack voll Gold als Hochzeitsgeschenk. Der Bursche bedankte sich und eilte nach Hause zu seiner Braut. Bastian und Anne-Marie heirateten und lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

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